Keine Katalogware - Maschinen Made in Germany arbeiten in mehr als 70 Ländern

Die AEM - Anhaltische Elektromotorenwerk Dessau GmbH präsentiert sich am Gemeinschaftsstand Sachsen-Anhalt auf der FIHAV 2016 in Kuba

Die Anhaltische Elektromotorenwerk GmbH, kurz AEM, aus Dessau ist eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Mittlerweile ein Familienunternehmen, geführt von Reiner Storch und seinem Sohn Tino Storch.

Die Firma, die ihren Sitz im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt hat, verdreifachte ihren Umsatz auf heute rund 18 Millionen Euro jährlich. Sie lieferte bereits über 12.000 Maschinen in mehr als 70 Länder, darunter nach Skandinavien, China, Indien, Singapur oder Brasilien. 60 Prozent der Produkte gehen in den Export. AEM ist insbesondere auf die kundenspezifische Entwicklung und Produktion von Generatoren für Wasserkraft und Schiffbau sowie Motoren für Bergbau-, Förder-, Baumaschinen und Prüfstände spezialisiert.

Einen Namen hat sich die Firma als Sondermaschinenbauer gemacht. „Wir passen die Maschinen sowohl elektrisch als auch konstruktiv entsprechend der Kundenwünsche an. Wir haben das Fachpersonal, um die hohen technischen Anforderungen erfüllen zu können“, sagt Reiner Storch. Jede Maschine, die das Werk verlasse, sei ein Unikat. „Ein Wasserkraftwerk bekommt zum Beispiel einen individuellen Generator“. Keine Katalogware also; mitunter werden Maschinen in der Stückzahl eins gebaut.

Und noch etwas ist anders: „Wir sind der einzige Elektromaschinenbauer, der seine Motoren und Generatoren komplett im eigenen Werk in Deutschland fertigt.“ Von der Planung über die Fertigung und Montage bis zur Kontrolle auf dem hauseigenen Prüffeld erfolgen alle Produktionsschritte ausschließlich in Dessau. Rund 200 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Die Spezialisten im Unternehmen sind hochqualifiziert. Eine eigene Forschungsabteilung hat das mittelständische Unternehmen noch nicht, aber eine Entwicklungsabteilung. Wenn die personellen Ressourcen fehlen oder es sich um umfangreichere Forschungsprojekte handelt, arbeitet AEM eng mit, der Universität und dem Fraunhofer-Institut in Magdeburg oder der Technischen Universität Chemnitz zusammen.

Viel Kraft und Geld, seit 2006 rund 14 Millionen Euro, mussten investiert werden, um das Werk zum Erfolg zu führen. Der Anfang war nicht leicht. Der Volkseigene Betrieb Elektromotorenwerk Dessau produzierte zu DDR-Zeiten Motoren und Generatoren, die meist in den damaligen Ostblock geliefert wurden. Das Kombinat bestand aus 15 Standorten, allein in Dessau arbeiteten 2.000 Menschen. Dann kam der politische Umbruch, die Geschäftsbeziehungen brachen weg, die Zahl der Mitarbeiter sank auf 157. Das Werk sollte geschlossen werden, so lautete ein Aufsichtsratsbeschluss. Das habe er damals gar nicht fassen können, sagt Reiner Storch, der bereits seit 1983 in Dessau arbeitete. Und so ging er, gemeinsam mit drei anderen Mitstreitern, einen mutigen Schritt: Sie kauften das Werk. Über ein Management-buy-out wurde es privatisiert, 17 000 Quadratmeter Grundfläche gehörten dazu, mehrere Werkshallen, vor allem aber die Mitarbeiter. Deren  Motivation, die Orientierung auf das schmale Segment der Sondermaschinen und nicht zuletzt der bekannte Name haben das Unternehmen gerettet.

Aber natürlich ist auch die AEM den Tücken der Konjunktur unterworfen. Die 1990er Jahre bestanden fast nur aus Tiefen, in den 2000ern ging es bergauf, dann kam die Finanzkrise. Auch die hat AEM gut überstanden, aber inzwischen sieht sich die Firma neuen Schwierigkeiten gegenüber. Die Weltwirtschaft wächst nur langsam, der Druck aus China wird stärker, der niedrige Erdölpreis sorgt dafür, dass insbesondre in den Bereichen der Ölförderung kaum noch investiert wird, und der Verfall des Rubel als Folge der Sanktionen führt zu massiven Umsatzeinbrüchen bei russlandorientierten Anlagen- und Maschinenbaukunden. Hinzu kommt, dass die Märkte im Mittleren Osten und in Asien alles andere als sicher sind. „Die weltpolitische Lage führt momentan zu einem gefühlten Tal. Man kann nicht erkennen, wohin sich alles bewegen wird“, sagt Reiner Storch.

Aber Resignation ist seine Sache nicht, neue Geschäftsfelder werden gesucht. Eines davon ist der Service, der vor allem die Wartung, Reparaturen und die Wiederaufarbeitung (Remanufacturing) umfasst. Ebenfalls  wichtig: die Neu- und Weiterentwicklung von Produkten. Reiner Storch: „Wir bauen jetzt zum Beispiel Tauchmotoren, die auf Saugbaggerschiffen als Pumpenantrieb zum Einsatz kommen.“

Auf neue Kontakte hofft man nun in Kuba. Auf der FIHAV 2016, der größten Wirtschaftsmesse Kubas und der karibischen Staaten, präsentiert sich AEM als Aussteller auf dem Gemeinschaftsstand Sachsen-Anhalt. Die Kontakte des Unternehmens nach Kuba reichen weit. Bereits im Jahr 2000 reiste eine Wirtschaftsdelegation in die Karibik, dort wurde die „Achse Kuba“ gegründet, die AEM war in einen Firmenpool integriert. Es gab erste Aufträge aus der Zement- und der Zuckerindustrie, mehrere Motoren wurden  geliefert. Nun erhofft man sich in Dessau eine weitere Belebung der Beziehungen und Finanzierungshilfen von der öffentlichen Hand. Kürzlich waren bereits Gäste aus Kuba in Dessau zu Besuch. Man wolle sich deshalb jetzt auf der FIHAV präsentieren, informieren und Möglichkeiten der Zusammenarbeit aufzeigen.

Autor: Anja Falgowski

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